Best.Nr. kip6021 (c) kip records, Doppel CD
Die Oper wurde komponiert und getextet von Georg Kreisler. Eingespielt von der Wiener Kammerphilharmonie unter der musikalischen Leitung von Alexander Drcar. Gesang: Anna Maria Pammer, Priti Coles, Bea Robein, Andreas Jäggi, Andrew Murphy, Joseph Garcia sowie Thomas Malik und Johannes Dick.
Aufgenommen in Wien, Sofiensäle, im November 2000. Aufnahme: Andreas Torkler, Gideon Boss, Dieter Denzer. Mischung: Andreas Torkler, Gideon Boss. Mastering: Andreas Torkler, Enger. Fotos: Michael Zink, Wien. Die Inszenierung erfolgte durch Michael Scheidl, Klosterneuburg. Produziert wurde die Oper von NetZZeit, Wien.
Über die CD...
Eine (zugegeben subjektive) Wertung der Oper gibt es auch schon, aber das heisst nicht, dass objektive Kritik keinen Raum bei uns findet.
Eventuell sollten Sie aber erst einmal die grobe oder längere Handlung durchlesen, die nachstehend aufgeführt sind...
Die Handlung - kompakt
Fünf junge Leute werden durch verschiedene Eifersüchteleien zusammengewürfelt: Der Schriftsteller Erik von Wetter und seine Frau Camilla, der Komponist Daniel Wolke sowie zwei Mädchen, Anna und Barbara. Daniel und Erik räsonnieren über die Zeitläufte und beschliessen, zusammen eine Oper über den Aufstand der kleinen Leute - eben der «Schmetterlinge« - zu schreiben. Aus einer momentanen Laune heraus wollen sie das in Afrika tun, und die drei Frauen gehen mit.
In Afrika stösst ein schwarzer Maler, Felix, hinzu, der nur total schwarze Bilder malt und ihnen lediglich verschiedene Formate und Titel gibt. Daniel und Erik arbeiten an der Oper, ohne recht zu wissen, was sie tun, und die drei Frauen müssen zu ihrem Leidwesen den Lebensunterhalt für alle verdienen. Barbara ist Krankenschwester, Camilla Sekretärin und Anna Prostituierte. Die Sechs leben trotzdem recht vergnügt miteinander, als die Kunde von einem Aufstand der Schwarzen kommt, bei dem alle Weissen getötet werden sollen. Aus Angst legen sich die Fünf in Särge, und Felix soll den schwarzen Soldaten erzählen, dass die fünf Weissen bereits tot seien. Zwei schwarze Soldaten entdecken aber den Betrug, holen die weissen Frauen aus den Särgen und lassen die Männer liegen. Daniel und Erik arbeiten allein an der Oper weiter und wollen so bald wie möglich nach Europa zurückkehren, auch wenn Europa eine «Bequemlichkeit der Millionäre«, also nicht mehr nach ihrem Geschmack ist.
Die Sechs finden sich im Altersheim wieder. Ihr Leben zerfliesst, es ist ein Bild der Zerrüttung. Erik ist vertrottelt, Anna im Rollstuhl, die anderen humpeln ziellos herum. Die Oper ist überall abgelehnt worden. Barbara fällt anscheinend tot um, wird hinausgetragen, kehrt jedoch vergnügt wieder. Man versucht, die Oper zu singen, aber man scheitert. Auch ein Versuch, die «Reise nach Jerusalem« zu spielen, geht daneben. Daniel erhält einen verspäteten Brief: Die Metropolitan Opera in New York wäre bereit, die Oper jetzt aufzuführen, vorausgesetzt der Komponist ist tot. Gegen den Protest der anderen schluckt Daniel eine Zyankalikapsel. Aber sie wirkt nicht, er bleibt am Leben.
und die Meinung der Kritik ist
Obacht vor Kreislers Erstling, der soeben in den Wiener Sofiensälen uraufgeführt wurde. Er ist vorzüglich, vor allem, weil er jeden Teppich unter den Füssen wegzieht, auf dem man es sich soeben bequem gemacht hat. Auf den Lachkoller folgt die kunstphilosophische Generaldebatte, auf reinen Slapstick die Traumsequenz. Fortwährend foppt Kreisler jede Logik, stellt er Fallen, spinnt er Netze. Manchmal gefriert das Lachen zu Eis, dann taut es als Träne aus dem Äuglein wieder auf. Er kennt sich jedenfalls aus in Partituren und Stilen, was ihn zu heiterem Jonglieren befähigt. „Der Aufstand der Schmetterlinge” pendelt vom Zwölftonfeld zur Blasmusi, vom Chanson zu offenbachscher Schärfe. Alles klingt plastisch, vielfarbig, und ein bisschen defekt. Fast ein Hundertwasser-Haus aus Tönen. (Rheinische Post, Stuttgarter Nachrichten und andere)
In der Musik gibt es keine Leerläufe. Sie ist dicht durchkomponiert, mit viel Gespür für farbige Orchestrierung, für Rhythmus. Auch an einprägsamen Melodien fehlt es nicht, doch Kreisler hat keineswegs eine Revue komponiert, er spielt nicht nur mit dem Genre der Oper selbst, sondern auch mit Rollenfächern – Koloratursopran, Heldentenor, dramatischer Mezzo. (Nürnberger Nachrichten)
Kreisler ist gelernter Musiker, Komponist. Man hatte es nur vergessen. Dass er die Entwicklung der Musik genau beobachtet hat zeit seines Lebens, merkte man seiner Oper „Der Aufstand der Schmetterlinge” an. Kreislers Oper ist lustig, hintersinnig, phantastisch-surreal und tieftraurig. (Saarbrücker Zeitung)
(Kreisler) hat eine Partitur abgeliefert, deren Professionalität allen Respekt verdient und überdies noch den Vorzug hat, ein absurd witziges Libretto von Georg Kreisler zu besitzen. Man könnte es als bizarre Variante des Capriccio von Richard Strauss bezeichnen. (Der Standard, Wien)
Die freitonale Musik Kreislers steht dem Text an Pointen um nichts nach. Geschickt weiss er sich der symphonischen Instrumente im Orchestergraben zu bedienen und geizt nicht mit musikalischer Situationskomik. Insgesamt hat Kreisler ein durchweg launiges Stück Musiktheater gefertigt. (Die Presse, Wien)
Die Oper stiess auf warmherzige, teilweise begeisterte Reaktionen des Publikums. (Salzburger Nachrichten)
Der bei der Uraufführung anwesende Kreisler wurde mit stehenden Ovationen gefeiert. Man wünscht sich, dass er noch Inspiration und Kraft für weitere Bühnenwerke aufbringt. (Basler Zeitung)
Fazit: Georg Kreislers oft surreale Ideen zünden und lassen auf viele weitere Werke hoffen. (Der Kurier, Wien)